Bericht zur
Palmsonntagsprozession 2002
Wieder über zehntausend Gläubige bei
Palmsonntagsprozession
Über 10.000 Besucher konnte die Stadt wieder
anlässlich der traditionellen Palmsonntagsprozession zählen.
Die Gläubigen des Eichsfeldes und ihre Gäste
versammelten sich in der Altstadt um Christus auf seinem Passionsweg zu
begleiten.
In der Andacht, mit der die Prozession vor
dem bischöflichen Kommissariat zu Ende ging, sprach Propst Heinz Josef
Durstewitz deutliche Worte über die Rolle Gottes und die des Menschen in
der Welt: "Die durch menschliche Habgier, Dummheit oder Bosheit
geschlagenen Lücken kann Gott nicht füllen. Wenn er dies täte, wozu
sollten wir dann da sein?" |
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"Wenn Gott dies täte, bräuchten wir uns um
nichts mehr Gedenken zu machen", so der Propst. Diskussionen darüber, ob
Menschen als Ersatzteillager gebraucht werden dürften, ob die
Rentenreform sozial sei oder wie Hungernde ernährt werden könnten, wären
dann überflüssig. Gott würde alle Probleme lösen. "Doch es gibt diesen
Gott nicht, der uns die Erde zum Himmel macht!" stellte Durstewitz klar.
Gott habe dem Menschen die Aufgabe erteilt, sich selbst um Gerechtigkeit
in der Welt zu bemühen. |
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Dies würde jedoch häufig falsch verstanden und die
Menschen schafften sich neue Götter. "Götzen, die sie Marxismus,
Nationalsozialismus oder Marktwirtschaft nennen", so der Geistliche.
Viel zu viele würden heute den Götzen der Marktwirtschaft verehren und
ihm fast alles opfern: Zeit, Gesundheit, die Wahrheit und manchmal auch
die Ehe oder die Kinder. Der Gott der Christen wende sich hingegen an
alle; vor allem der Vergessenen und Verstoßenen nehme er sich an. Nicht
der Wohlstand sei Gottes beste Gabe, sondern die Milde und die
Nächstenliebe, verkündete Propst Durstewitz. |
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Die Palmsonntagsprozession ist einer der Höhepunkte
des kirchlichen Lebens im Eichsfeld. Umrahmt wurde die Prozession wieder
vom tausendstimmigen Gesang der Gläubigen. Die Prozession ist gegliedert
in sechs Bilder - "Das heilige Abendmahl", "Christus am Ölberg", "Die
Verspottung", "Die Kreuzigung", "Die schmerzhafte Mutter" und "Das
Heilige Grab".
Alle Bilder werden überragt vom großen Kreuz. Der Palmsonntag mit
Palmenweihe und Prozession wird im Gedenken an den Einzug Jesu in
Jerusalem gefeiert. Die in Erinnerung hieran an Palmarum geweihten
Zweige werden während des Jahres zu Hause aufbewahrt. Die Prozession,
die in Deutschland seit dem Mittelalter bekannt ist, wurde in
Heiligenstadt durch die Jesuiten im 16. Jahrhundert eingeführt.
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Text und Fotos Thomas T. Müller
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