In der Chronik unserer
Pfarrgemeinde schreibt im Jahr 1881 Propst Johannes Lorenz (1863 -
1893):
"In der Weihnachtszeit wird
seit einigen Jahren in hiesiger Propsteikirche ein Krippchen
aufgebaut: das Jesuskind, Maria u. Joseph, Engel u. Hirten etc.,
geschmückt, viele Kerzen; alle freuen sich darüber; an Sonn- u.
Festtagen sind da kurze Abendandachten u. schöne Lieder."
Diese Aufzeichnung des damaligen
Propstes Lorenz dokumentiert, daß in den 70er Jahren des 19.
Jahrhunderts - etwa zur Zeit des Kulturkampfes - die erste
Weihnachtskrippe in unserer Kirche aufgestellt worden ist. Um welche
Ausführung es sich bei diesen Krippenfiguren gehandelt hat, ist nicht
erwähnt.
Über die Weihnachtskrippe in
unserer Pfarrgemeinde gibt es erst wieder einen Eintrag in der Chronik
vom 26.12.1969. Der damalige Propst Kockelmann schreibt:
"Zwar kein Fest und keine
Gemeindeveranstaltung ist das völlige Abbrennen der Weihnachtskrippe
in den späten Nachmittagsstunden des 2. Weihnachtstages. Der Brand
verschont gottlob den Raphonschen Altar, der an der Stirnseite des
Chores steht. Der Brand ist wahrscheinlich durch eine umgefallene
Haushaltskerze verursacht worden, die dort von Fremden aufgestellt
worden ist. Wenn auch die Krippe mit den bekleideten Wachsfiguren
nicht dem Geschmack unserer Zeit entspricht, so wird es schwer
halten, etwas Neues zu bekommen, zumal die Verkündigung das
bildhafte Geschehen in den Hintergrund rückt.
Der Volkswitz bemächtigt sich
sofort solcher Geschehnisse. So wird der Vikar bald als der
Schuldige entdeckt, weil er bei der Segnung der Krippe kein
Weihwasser benutzt hatte. Andere sehen im hl. Josef selbst den
Täter. Denn was blieb ihm übrig, urteilt selbst: Keine
Einreiseerlaubnis für die 3 Waisen aus dem Morgenland, kein
Krippenplatz für das Kind, keine Neubauwohnung auf den Liethen..."
In den nachfolgenden Jahren stand
unserer Gemeinde dann eine Leih-Krippe aus der Pfarrei St. Wigbert,
Erfurt zur Verfügung.
1985 enthält unsere Chronik dann
den nachfolgenden Eintrag:
"Anläßlich der 3.
Krippenausstellung in St. Ägidien ist dort auch die neue, für St.
Marien vorgesehene Krippe von Elly-Viola Nahmacher aus Greiz zu
sehen, die aber sehr umstritten ist. Deshalb wird zum Weihnachtsfest
so verfahren: Es wird die Leihkrippe aus St. Wigbert, die bisherige,
aufgestellt, wie immer im Chorraum. Die neue kommt an die
Tabernakelseite zur Ecke hin. Auf einmal ist aus Kreisen der
Pfarrjugend die bisherige (...Krippe... A.d.R.) liebevollst
geschmückt. Extra wurde noch Moos unter dem Schnee gesucht. Das
Thema Krippe war noch nie so interessant, wie zur Zeit."
Diese neue Krippe war nach
allgemeiner Auffassung der Gemeinde für unsere Kirche nicht gut
geeignet. Ihr künstlerischer Wert war unbestritten, aber vor allem für
die Kinder waren die stilisierten Figuren nur schwer zu deuten.
Eine neue Weihnachtskrippe gibt es
in unserer Kirche nun seit 2001. Der Holzbildhauermeister Reinhold K.
Müller aus Stützengrün (Erzgebirge) hat nach den Vorschlägen und
Wünschen eines zu diesem Zweck gebildeten Krippenvereins die neuen
Krippenfiguren hergestellt. Diese neue Krippe vereint in sich wonach
die Gemeinde schon lange Jahre suchte; eine Krippe, die Brauchtum
widerspiegelt und Kinder wie Erwachsene als Ort der Verkündigung
gleichermaßen anspricht.
Daß Maria und Josef eine neue und
zum Gesamtbild passende Herberge fanden, ist das Verdienst der Herren
Franz Kastner, Stephan Trost, Bernhard Schauer, Karl-Heinz Trost und
Martin Merling. Die Komplettierung hat sich zum Weihnachtsfest 2003
und zum Dreikönigstag 2004 erfüllt. Auch der Standort für die Krippe
in der Kirche ist gut ausgewählt. "Krippe und Kreuz" stehen in
untrennbarer Verbindung.