Die Szenen der
Palmsonntagsprozession
1. Szene:
Abendmahl mit gekleidetem Jesus
Die Eröffnung der Prozession erfolgt durch die Darstellung Jesu beim
heiligen Abendmahl.
Eine aufrechtstehende Christusfigur, bekleidet mit weiten, farbigen
Gewändern, hält in der linken Hand einen Kelch, diesen mit der rechten
Hand segnend. Davor, auf zwei kleinen Tischen, liegen einige Weintrauben
(eine Nachbildung) und drei Brötchen aus reinem Weizenmehl. Trauben und
Brötchen symbolisieren Wein und Brot bei der Abendmahlsfeier des Herrn
mit seinen Jüngern. - Der Figur folgten in früheren Zeiten Schüler und
Männer der Kirchenchöre. Heute gibt es keine strenge Unterteilung mehr. |
|
 |
2. Szene:
Christus am Ölberg.
Christus auf den Knien liegend, betet. Das Antlitz ist von Blutschweiß
benetzt. Vor ihm, etwas erhöht, schwebt ein Engel, den ihm sein
himmlischer Vater zur Stärkung gesandt hat.
Die Gruppe wird von grünen Eibenzweigen umschlossen, sie sollen an den
Garten Gethsemane erinnern. - Dieser Gruppe folgten früher Schülerinnen,
Frauen der Kirchenchöre und ein Familienblock.
Es ist eine alte Tradition, daß nach Beendigung der Prozession die
Gläubigen die Eibenzweige von diesem Prozessionsbild abpflücken, um sie
mit nach Hause zu nehmen. Dort werden sie an ein Kreuz gesteckt und
erinnern so noch lange an die Palmsonntagsprozession. |
|
 |
3. Szene:
Die Verspottung.
Eine Christus-Figur, in weißem Gewande, die Augen mit einem Tuche
verbunden, die Hände auf dem Rücken gefesselt, umgeben von den
Marterwerkzeugen. - Danach folgten früher die Ordensleute.
In dieser Firgur wird die ganze Tragik der Passion deutlich. Er, der
Heilsbringer, gefesselt, geschlagen und verspottet, inmitten von
Folterwerkzeugen. Und doch alles notwendige Schritte auf dem Wege der
Erlöung. |
|
 |
4. Szene:
Die Kreuzigung.
Ein etwa 4 Meter hohes Kreuz mit einem Corpus Christi in entsprechender
Größe. Von 6 Westhäuser Männern aufrecht und mit Stolz getragen, ragt es
weithin sichtbar empor. - Ihm folgten früher die Männer.
Die Hauptlast des Kreuzes tragen zwei Mann, Schulterriemen erleichern
ihnen das schwere Werk. Vier weitere Männer balancieren an langen Stangen
den schweren Kreuzkörper aus.
Dieses Bild wird traditionell von Männern aus der Gemeinde Westhausen bei
Heiligenstadt getragen. Während des 2. Weltkrieges gab es nicht genügend
Männer in Heiligenstadt, um alle Prozessionsbilder tragen zu können.
Deshalb wandte sich der damalige Propst an die Männer aus Westhausen, die
dieses Amt gerne übernahmen und dies bis heute tun.
Es ist eine alte Tradition, daß nach Beendigung der Prozession die
Gläubigen die Eibenzweige von diesem Prozessionsbild abpflücken, um sie
mit nach Hause zu nehmen. Dort werden sie an ein Kreuz gesteckt und
erinnern so noch lange an die Palmsonntagsprozession. |
|
 |
5. Szene:
Die schmerzhafte Mutter.
Maria hält den Leichnam ihres göttlichen Sohnes in ihrem Schoße. In ihrem
Angesicht spiegelt sich das Leid und der Schmerz ihres Herzens ergreifend
wider.
Im Gegensatz zu den übrigen Figuren trägt diese Gruppe keine Gewänder aus
Stoff. Es handelt sich um eine vom Bildhauer künstlerisch ausgeführte
Pieta aus jüngerer Zeit. Das große Gewicht der Terracotta-Figur kann nur
von 10 kräftigen Männern bewältigt werden.
Daß die "Schmerzhafte Mutter" in einer Prozessionsordnung aus der Zeit der
Jesuiten im Gegensatz zu den übrigen Figuren nicht erwähnt wird, läßt
darauf schließen, daß diese Gruppe erst später hinzugekommen ist. - Früher
folgten die Jugendlichen. |
|
 |
6. Szene:
Das heilige Grab.
Das Grab des Erlösers ist, was Ausstattung und Schmuck anbelangt, der
Höhepunkt der Prozession. Unter einem von vier Säulen getragenen Baldachin
ruht auf weißen Tüchern und Kissen eine Figur, den Leichnam des Herrn
darstellend. Trauerflor, Blumen und Kerzen bilden den Schmuck.
Auf dem Baldachin prangt eine reich verzierte Krone. Sie ist ein Hinweis,
daß Christus als Sieger über Tod und Hölle aus seinem Grabe auferstanden
ist. Zu beiden Seiten schreiten Oberprimaner des Gymnasiums mit brennenden
Fackeln. - In früheren Jahren trugen sie, gleichsam als Ehrenwache am
Grab, je einen Ehrendegen. |
|
 |
 |
|
Schützen, in Paradeuniform,
schritten früher zu beiden Seiten jeder Figurengruppe. - Dem Heiligen Grab
folgten die Frauen.
Seit einigen Jahren folgt dem Heiligen Grab eine in helle Gewänder
gekleidete Gruppe von Grabesrittern, unter ihnen auch einige Frauen. Sie
haben sich die Erhaltung und Unterstützung der Heiligen Orte im Heiligen
Land auf die Fahnen geschrieben.
|
Quellen:
- "Historia collegii Heiligenstadiani" (1574-1685)
- H. Daub, 1925, Cordier
- Dr. B. Opfermann
- Rausch, Thür. Tageblatt, 1990
- Linge, Alt-Heiligenstadt, Cordier 1973
- H. Schüttel, Die große Leidensprozession in Heiligenstadt, Cordier 1996
gekürzte Wiedergabe
|